Wege

Wald


Das Spiegelbild                   


Du sollst mich nicht begrüßen

als wäre ich dein Spiegelbild

gern lieg ich dir zu Füßen

doch habe acht ich fauche wild


und noch eins will ich dir sagen

da gibt’s ein Andres überall

das liegt dir immer schwer im Magen

denn vor dem Hochmut kommt der Fall


Wie du so kniest an dem Bache

das Wasser zeigt dein Antlitz rein

hast du vergessen deine Wache

und bist mit dir so ganz allein


dir ist’s als sei hier auf der Welt

nur einer nämlich du nur du

und aus dem Wasser wie’s gefällt

schaust du zu dir nur du nur du


Die Einen fliehen andre erschauern

es scheint als sei die Welt bereit

niemand wird dich jetzt bedauern

glaub mir es ist wohl an der Zeit


noch tiefer rücke dein Gesicht

hinunter an dein Spiegelbild

das dir verkündet wie Gericht

ein Höllenfeuer fauchend wild


Es gibt es nicht was du gesucht

in deinem Außen deinem Spiegel

drum hast du es auch nur verflucht

denn alles trägt dein eignes Siegel


die Nasenspitze schon ganz naß

hat dir dein Streben eingebracht

jetzt weinst du ohne Unterlaß

im Mondenschein der tiefen Nacht


Die kalten Wellen schlagen hoch

sie reißen dich in ihren Bann

und du du suchest immer noch

im Hier und Jetzt nach einem Wann


wann wird ein Licht im Spiegel mir

nur das verkünden was ich bin

dann weiß ich was ich suche hier

daß einzig Liebe ist der Sinn


Februar`97 HK


Die Scham


Es war die Scham

die zu mir kam

Ich fiel hinein von unten auf


Ich fiel ganz hoch

nicht dass ich kroch

Ich kam mit Pauken und Trompeten


War nicht mehr warm

der linke Arm

dem Geber zum Empfang gereicht.


Ich war so hoch.

Wie alles doch

so klein und mir zu Füssen


Wie bin ich ach,

sie sind so schwach

und ich, ich kann es richten


Ich nahm sie mit,

auf Schritt und Tritt,

die Scham und war so kalt


Sie war bei mir,

ich war bei ihr,

5 x 7 lange Zeit


Es ist so weit,

ich bin bereit,

zurückzugeben was ich nahm.


Jetzt geb ich fein,

Dir Vater mein,

zurück was nicht mehr dient


Ich werde warm.

Der linke Arm.

Und säe aus für das was kommt.


HK 12.04

                                        














Annehmen


Ich suchte, wühlte, grub und hetzte

durch Dornen hab ich mich gekämpft

die Hände wund und voller Blut

ich kann nicht mehr es tut zu weh


Mein Ansinnen war doch so rein

zu finde was ich kann nie werden

denn ich allein fühl mich so halb

so einsam wie der Mond der Nacht


Erde hab ich umgegraben

jeden Stein wohl umgedreht

Blasen habe ich bekommen

rohes Fleisch auf das ich schaute


So viele haben mir gesagt

zu jedem Deckel passt ein Topf

ehrlich hab ich mich bemüht

zu finden was zu mir gehört


Doch fand ich das was ich schon hatte

was zu genüge ich besaß

Kummer, Leid, Schmerz und Pein

es mochte wohl für viele reichen


Und wenn ich doch begegnen sollte

wo ich ja nicht mehr suchen konnte

dem Deckelchen zu meinem Topf

dann hätte ich das Unglück ganz gehabt


Denn schau wie sah ich damals aus

vor mir da rannte jeder weg

und meine Hände welch ein Jammer

ich konnte gar nichts mehr ergreifen


Du kannst es lernen sagte mir der Mond

der halbe Mond wird wieder voll

und deine Seele, sie ist ganz, ja sowieso

auch wenn das Außen anders scheint


Ich nahm mich erst mal meiner an

um mich dann andren anzubieten

so selbstgeliebt, zärtlich und warm

bin ich für mich das Heil und ganz


So habe ich es doch gefunden

ich suchte mich und ich bin gut

dann habe ich mich zart gedrückt

was jetzt ich mit dem anderen tu


HK 11.02



Ich


Ich fühle mich verlassen

meine Träume verblassen

meine Sehnsucht verraucht

ich habe mich verloren


Auch habe ich vergessen

wo ich einst hab gesessen

und bin hinabgetaucht

ich bin dazu erkoren


Du Sehnsucht mußt vergehn

nicht mehr in Mitten stehn

wer ist an meiner Seite

wir haben uns gekannt


Dort wo Gedanken wehn

ich Niemand werd alleine sehn

wohin ich da auch schreite

dort bin ich wohl bekannt


Erlaube mir zu fragen

ob ich an all den Tagen

von dir gewußt so still

ich gräme mich vor Scham


Wie bin ich doch verlassen



 August`97 HK
















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